Wanderung auf dem E4 durch Kreta

von Ost nach West

 

Ein Reisebericht mit Bildern vom 27. April bis 13. Juni

© Klaus Goerschel, Markdorf

 

© Klaus Goerschel, Markdorf, Juli 2019

 

Liebe Freunde des Outdoor-Lebens,

 

auf dem E4 durch Kreta zu wandern war bisher ein Geheimtipp. Ich hatte schon früher an eine Wanderung auf dem E4 gedacht , aber veraltete Landkarten und unzuverlässige Wanderführer können zu enormen Orientierungsproblemen führen. Zumal eine Wanderung über die Gebirgsmassive im Frühjahr wegen noch hoher Schneedecke und auf den kahlen Küstenklippen im Sommer wegen Wassermangels nicht ungefährlich sind.

Diese Gefahr blieb zwar, aber im Zeitalter digitaler Karten mit GPS-Einsatz schien mir das Orientierungsrisiko überschaubar. Um mich nicht ins "gemachte Nest" zu setzen, nahm ich nicht einen "fertigen" GPS-Track, sondern stellte mir meine GPS Routen auf Wegpunktbasis selbst zusammen.

Ein Rucksack mit Leichtzelt, Daunenschlafsack, Isomatte, Wechselwäsche, Waschzeug, Schreibzeug, Regenschutz, Gummisandalen und warmer Jacke, aber ohne Kocher und Küche war schnell gepackt.

Ein Test ergab ein reales Trage-Gewicht von 16 kg mit 2 Liter Wasser und Trockennahrung für 2 Tage. Dazu kam meine Fotoausrüstung von 2,5 kg einschließlich Akkus und Ladegerät.

Meine Navi-Ausrüstung, die ich immer direkt an die Rucksackträger hängte oder in der Tasche trug, bestand aus Kompass, Handy, Garmin GPS, Luca-Wanderführer und zwei Landkarten in der Schutzhülle.

Für den Flug packte ich den Rucksack in eine Tragetasche, in die ich noch weitere Kleidung, Schuhe, Kochzeug und ein älteres GPS packte.

 

Mein Flug endete in Heraklion, der Hauptstadt Kretas. In einem kleinen Hotel in der Altstadt untergebracht, plante ich einen Bummel durch die Stadt und eine Besichtigung von Knossos, das vor den Toren Heraklions liegt.

 

 

Anschließend wollte ich sofort nach Kato Zakros im äußersten Osten Kretas aufbrechen. Überschüssiges Gepäck und "Ersatzteile" konnte ich im Schließfach des Hotels zurücklassen.

Als Wanderführer nahm ich das englischsprachige Buch "The Cretean Way" von Luca Gianotti und das deutschsprachige Buch "Kreta, mit Weitwanderweg E4"von Michael Will vom Kompass Verlag mit. Die dort angeführtenTageskilometer, fasste ich als wohlgemeinte Vorschläge auf.

Selbst die Streckenführung sah ich nicht als absolut bindend an, denn es gab an einzelnen Abschnitten der Wander-Führer und -Karten vor allem zum ursprünglichen E4 durchaus voneinander abweichende Wegrouten. Der Luca-Wanderführer tat sich besonders da hervor, wo es galt asphaltierte Straßen zu umgehen. Schien mir die Beschreibung durch das Gelände mit einem zu großen Umweg verbunden, oder forderte eine Abkürzung einen zu steilen Anstieg, dann suchte ich mir auf meiner Karte eine Strecke, von der ich annahm, sie mit geringstem Kraft- und Orientierungsaufwand bewältigen zu können.

Durchaus heikel war das Wetter in den Bergen. In Kreta erheben sich durch tektonische Plattenverschiebung bedingt, 3 Bergmassive bis zu 2450 m. Klar, dass dort andere Temperaturen, Windstärken und u.U. auch Sichtverhältnisse herrschten, als in den Tal- und Küstenregionen. Ich musste leider selbst die bittere Erfahrung machen, wie extrem und überraschend Wetteränderungen in den Bergen sein konnten.

 

 

Was die Jahreszeit betrifft, zu der eine Wanderung durch Kreta empfohlen werden kann, so gibt es viele Für und Wider. Ich habe mich für Mai, Juni entschieden, weil die Temperaturen selbst an der Küste im Mai noch erträglich und viele Wasserläufe noch nicht ausgetrocknet sind. Dafür musste ich in den Bergen Abstriche machen, auch weil im letzten Winter dort besonders viel Schnee fiel. Die Levka Ori Berge konnte ich nicht einmal versuchen zu besteigen und den Psiloritis musste ich an das Ende meiner Tour legen.

Eine Wanderung auf dem kretischen Weg ist vor allen Dingen eine wunderbare Möglichkeit das wilde Land mit seinen Naturschönheiten, die kargen Bergdörfer mit den Schaf- und Ziegenherden, die blumengeschmückten Häuser im Tal umgeben von Olivenhainen und Weinfeldern und vor allem die überaus gastfreundlichen Kreter kennen zu lernen.

In diesem Sinne bringe ich wunderschöne Eindrücke und Erfahrungen mit nach Hause, die mich weiterhin begleiten werden. Ich habe den kretischen Weg in reinen 28 Tagen mit ca. 500 km Gesamtweg durchwandert. Es war durchaus mühevoll und anstrengend, aber es war auch sehr schön und auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis.

 

Ich habe diese Reise in 5 Teile unterteilt, wobei die Wanderung den Hauptteil des Berichtes ausmacht und aus 3 Teilen besteht.

Kreta und Knossos

 

Antike Stätten und das Meer

 

 

 

Die Wanderung durch Kreta auf dem E4

 

Teil 1

Teil 2

Teil 3

 

 

Kreta ist die größte Insel Griechenlands. In Ost West Richtung misst sie 254 km mit einer größten Breite von 60 km. An der schmalsten Stelle nahe Kato Horio ist sie nur 12 km breit.

Kreta hat ca. 630 000 Einwohner, wobei die Hauptstadt Heraklion allein ca. 175 000 Einwohner zählt.

 

Die Insel Kreta liegt auf der Ägäischen Platte unweit der tiefsten Stelle des gesamten Mittelmeeres. Es ist eines der tektonisch aktivsten Regionen. Hier schiebt sich die afrikanische Platte unter die europäische Platte.

Die Folge dieser Subduktion ist eine Gebirgskette auf Kreta, die zur Südseite steiler und zum Norden flacher abfällt. Diesen Gebirgen verdankt Kreta fruchtbare Hochebenen wie Lasithi, Omalos und Nida, tiefe Schluchten wie die Samaria-, Rouvas- und Kalikrates-Schlucht und Höhlen wie die Diktäische- und Psychro-Höhle.

 

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